Forschung


Mechanismen sozialer Interaktion
Meine wissenschaftlichen Arbeitsschwerpunkte liegen an der Schnittstelle zwischen sozialer Neurowissenschaft und Psychiatrie und zielen auf die Untersuchung der behavioralen und neuronalen Mechanismen sozialer Interaktion im Sinne einer Zweite-Person-Neurowissenschaft (oder: Neurowissenschaft des Du) ab. Diese Forschungsaktivitäten sind motiviert durch ein interaktionistisch geprägtes Verständnis von Psychopathologie, welches durch einen multimodalen systembiologischen Ansatz ergänzt wird und hierdurch eine besonders enge Verzahnung von klinisch-psychiatrisch relevanten Fragestellungen mit funktionell hirnbildgebenden Untersuchungen, quantitativen Bewegungsanalysen und anderen neurobiologischen Untersuchungsverfahren herstellt. Darüber hinaus interessiere ich mich aber auch für die Verknüpfung der interaktionsbasierten Ansätze mit sozial-epidemiologischen Methoden, um den Einfluss sozialer Determinanten der seelischen Gesundheit und ihren Einfluss auf konkrete Interaktionssituationen empirisch zu untersuchen.


"Mittendrin statt nur dabei"
Ein wichtiger Ansatz meiner Forschung basiert auf der Annahme, dass ein fundamentaler Unterschied besteht zwischen Situationen der sozialen Interaktion ("Teilnehmerperspektive") und Situationen der sozialen Beobachtung ("Beobachterperspektive"). Beide bieten die Möglichkeit des sozialen Lernens, unterschieden sich aber annehmbar in grundlegender Art und Weise. In dieser Hinsicht, interessiere ich mich besonders dafür, wann soziale Interaktion und interpersonelle Koordination als motivierend und belohnend erlebt werden, was dabei auf Hirnebene stattfindet und welche Einfluss der soziale Kontext und die sozialen Kontakte auf die Selbst-Regulation und Stresstoleranz ausüben. In den letzten Jahren haben wir zur empirischen Untersuchung und Messung von sozialer Interaktion neue Verfahren der "interaktionsbasierten Phänotypisierung" entwickelt, die es uns erlauben, die Komplexität alltäglicher Interaktionen zu messen und hinsichtlich der relevanten Hirnprozesse zu untersuchen.

Störungen der sozialen Interaktion bei psychischen Erkrankungen -
Psychische Erkrankungen bei Störungen der sozialen Interaktion

Psychische Erkrankungen können die soziale Kompetenz und Interaktionsfähigkeit stark einschränken. Dies fällt den Betroffenen selbst, aber häufig auch den Angehörigen auf und führt dann zur Vorstellung bei Ärztinnen und Ärzten bzw. Psychologinnen und Psychologen. Umgekehrt können aber auch Schwierigkeiten und Stress in den sozialen Interaktionen, aber auch Vereinsamung und soziale Isolation zur Entwicklung von psychischen Erkrankungen beitragen bzw. als Risikofaktor wirksam werden. D.h. die Möglichkeit für und das Gelingen von sozialer Interaktion tragen wesentlich zur seelischen Gesundheit bei. Ein besseres Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen von sozialer Interaktion bietet also die Möglichkeit, diese Zusammenhänge wissenschaftlich zu erklären und diese Informationen im Rahmen von Diagnostik und der Behandlung psychischer Erkrankungen nutzbar zu machen. D.h. dieser Forschungsansatz setzt es sich zum Ziel, zur Aufklärung von interindividueller Varianz von interpersonellen Verhaltensweisen, zur Differentialdiagnostik und Prädiktion von Therapieeffekten beizutragen. Auch ermöglicht er einen neuen wissenschaftlichen Zugang zur Quantifizierung von Beziehungsgestaltung, der möglicherweise über die Psychiatrie hinaus von Bedeutung sein könnte.


Aufgrund der Relevanz für die Psychiatrie wurde meine Forschung mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet.